Finden Sie heraus, wie sich ein Casino Spiel auf legale Weise gewinnen lässt – sei es anhand des relativ gutartigen Verfahrens des Kartenzählens oder durch das Zustandebringen eines so gewagten Spiels wie Kelly Suns millionenschwerer Edge-Sorting-Taktik – und Sie werden erfahren, dass es einfach zum Berufsrisiko gehört, zum Verlassen des Casinos aufgefordert zu werden.

Vorteilspieler akzeptieren, dass Rausschmisse und Hausverbot erwartungsgemäß zu den Konsequenzen zählen, wenn man vorhat, das Haus auf brutale Weise in die Knie zu zwingen. Wie mir einst Bill Benter, ein Handicapper von Weltrang, sagte: „Wenn sie dich nicht vor die Tür setzen, machst du irgendetwas falsch.“

Doch im sogenannten Black Book (dem schwarzen Buch) – einer Liste von Personen, denen das Betreten der Räumlichkeiten jeglicher Glückspielunternehmen im Staate Nevada gesetzlich untersagt ist – zu landen ist dann, nun ja, doch etwas ganz anderes. Zunächst einmal kommt man häufig nur in das Buch, nachdem man eine verbrecherische Tat begangen hat.

Nach eigener Aussage von Anthony Curtis, dem Herausgeber des Las Vegas Advisor und ehemaligen Vorteilsspieler, handelt es sich dabei um einen ganz speziellen Bereich der Casinohölle. „Unerwünschte Personen bekommen das mehr als genug zu spüren“, sagt Curtis. „Man kann auf verschiedene Art und Weise herausbefördert werden. Das ist jedoch die höchste Stufe. Da verschließt einem nicht ein Casino seine Türen, sondern gleich die ganze Branche.“    

Das offiziell als Nevada Gaming Control Board Excluded Person List bezeichnete Black Book wurde 1960 begonnen. Einst war es tatsächlich ein Buch mit einem schwarzen Umschlag – obwohl der im Laufe der Jahre auch andersfarbig war. Das Black Book umfasst eine Liste von Kriminellen, Casinobetrügern, Hochstaplern und verschiedenen anderen ungenießbaren Zeitgenossen, die – so wird geglaubt – den Casinos allein schon durch ihre Anwesenheit Schaden zufügen. Der Mafiosi Sam Giancana – der angeblich Verbindungen zur CIA hatte, die Kontrolle über Casinos wie das Sands and Desert Inn gewann und sich als gekonnter Absahner von Profiten erwies – gehörte zu den ersten in dem Buch aufgeführten Gangstern.

Laut den Geschichtsbüchern wurde das Black Book von der Casinobranche dazu erstellt, um den amerikanischen Kongress davon zu überzeugen, dass sie fähig dazu war, sich selbst zu kontrollieren und kriminelle Elemente von den Spielräumen fernzuhalten. 

Eine Kopie eines frühen Black Book, das anfänglich eine Liste von nur 11 unerwünschten Personen enthielt und auf der Seite mit dem Namen des äußerst kleinen, aber extrem gewalttätigen Mafiosi Tony Spilotro, „Die Ameise“, aufgeschlagen ist, wird im Mob Museum in Las Vegas ausgestellt. Die letzten Einträge in das Buch, das mittlerweile 35 beinhaltet, gelten Anthony Grant Granito und James Russell Cooper. Beide wurden verurteilt, weil sie das Bellagio um rund 1,2 Millionen USD im November letzten Jahres erleichtert haben.

Die beiden Männer machten gemeinsame Sache mit einem Croupier und platzierten ihre Wetten, nachdem der Würfel bereits gefallen war. Dadurch wird es natürlich leicht, beim Craps Spiel abzuräumen. So einfach, dass sie trotz einer geschätzten Quote von 452 Milliarden:1 bei ungerader Zahl gewannen und eine siebenstellige Belohnung einheimsten. Ein Großes Geschworenengericht befand sie des Diebstahls und Betrugs für schuldig, woraufhin die beiden Männer zu mindestens vier Jahre Gefängnis verurteilt wurden. Doch das Nevada Gaming Control Board ging noch einen Schritt weiter und trug ihre Namen in das Black Book ein, das gegenwärtig in Form einer Online-Liste existiert und neben Fotos und der jeweils letzten bekannten Wohnadresse natürlich auch die Vergehen enthält.

Casinobereich mit Spieltischen

Für einige Betrüger bedeutet, in das Black Book aufgenommen zu werden, eine so große Belastung, dass sie lieber ins Gefängnis gehen, wenn das dazu beiträgt, einen Eintrag im Buch zu vermeiden. Ein Insider der Glücksspielbranche erinnert sich an den jüngsten Fall eines Trickspielers, der berühmt für das Kennzeichnen von Karten am Blackjack Tisch war. „Er wurde zu Hause festgenommen und der Typ besaß eine Minifabrik zur Herstellung von Schmiere (dem zur Kennzeichnung von Karten verwendeten Farbstoff), Betrugsausrüstung und Verkleidungen“, berichtete der Insider. „Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt durch das Plündern von Casinos und wollte kein generelles Hausverbot erhalten.“

Wie es heißt, soll er alles daran gesetzt haben, eine Haftstrafe abzusitzen, um dafür nicht ins Black Book zu gelangen. „Das wäre ihm wesentlich lieber gewesen“, sagte der Gewährsmann. „Doch der Typ hat es nicht geschafft und kann sich jetzt in keinem Casino in Nevada mehr blicken lassen.“ Er bekannte sich wegen verbrecherischen Einbruchs für schuldig und erhielt Bewährung – plus einen Eintrag ins Buch.

Zwar ist es schwer, ins Black Book zu gelangen (um in die Verbrechergalerie aufgenommen zu werden, muss man schon etwas tun, dass die Obersten beim Nevada Gaming Control Board einem wirklich krumm nehmen), doch ist es noch schwieriger, da wieder herauszukommen. Die meisten, die es schaffen, dem Buch zu entfliehen, tun das dadurch, dass sie sterben. Selbst das Spielen aufzugeben hilft nämlich nicht. Gemäß dem „Las Vegas Review Journal“ war der letzte der im Black Book erwähnten, noch lebenden Gangster der ersten Tage der in Los Angeles ansässige Mafiosi-Boss Louis Thomas Dragna. Er verstarb im Jahre 2012 im Alter von 92 Jahren und nur dank seines Todes entkam er dem Buch.

Doch wie ist es eigentlich, wenn man im Black Book steht? Überraschenderweise scheint es den meisten Angehörigen dieser undurchsichtigen Sekte – abgesehen von dem bereits zuvor genannten Betrüger – nicht allzu viel auszumachen.

Zunächst ist man wahrscheinlich schon in einem Großteil der Casinos sowieso eine Persona non grata, wenn man schließlich etwas so Anrüchiges tut, dass es zu einem Eintrag im Buch kommt. In gewissen Kreisen gilt ein solcher sogar im Grunde als Werbung für die eigenen Fähigkeiten, andere hinters Licht zu führen. „Im Buch genannt zu werden“, sagt der fachkundige Kartenmarkierer William Gene Land, „war eine Ehrenauszeichnung. Ich habe das Ding durchgezogen, woraufhin sich mir viele Chancen eröffneten – wenn Sie wissen, was ich damit meine.“

Was er damit ausdrücken will, ist, dass er auf diese Weise mit hochprofitablen Kartenmarkierungsteams, die in einem über den Einflussbereich des Buches hinausgehenden Bereich operierten, zusammenarbeiten konnte. Land, der jetzt sagt, dass er sich vom Betrugsgeschäft zurückgezogen habe („Ich bin im Ruhestand. Ich bleibe zu Hause und spiele mit meinen Enkeln.“) verdiente Millionen damit, trotz seines berüchtigten Rufes Spiele zu bestimmen. „Zwar konnte ich in kein Casino in Nevada mehr gehen,“ gibt er zu, „doch gab es genug Spielmöglichkeiten außerhalb der USA.“

Ein weiterer Neuzugang im Black Book – ein Betrüger, der bekannt dafür ist, Spielautomaten manipuliert zu haben, und gebeten hat, seinen Namen nicht zu nennen – nimmt das alles ebenfalls ganz gelassen hin.  „Im Grunde tangiert es mich nicht wirklich“, sagt er. „[Im Buch zu sein] fühlte sich eher wie ein Werbegag als irgendetwas anderes an. Die Ironie dabei ist, dass ich in Las Vegas lebe (wo Bars und selbst Supermärkte in der Regel über Spielautomaten verfügen) und ich kann in jede Bar marschieren, um an einer Slotmaschine zu spielen.“

Eine Minute denkt er darüber nach, lacht dann und meint schließlich: „Wie viel Sinn hat das Ganze also eigentlich gemacht?“ 

Michael Kaplan ist ein Journalist, der in New York City lebt. Er hat für Publikationen wie Wired, Playboy, Cigar Aficionado, New York Post und New York Times ausgiebig über das Glücksspiel geschrieben. Er ist Autor von vier Büchern, einschließlich „Aces and Kings: Inside Stories” und „Million-Dollar Strategies from Poker’s Greatest Players”.

Er ist bekannt dafür, selbst ein bisschen zu spielen, wenn der Zeitpunkt richtig erscheint.