Was im Grunde ein ganz simples Spiel ist, das es schon seit Jahrhunderten gibt, wird von vielen als ein exklusives Vergnügen der Oberschicht angesehen. Viele denken vielleicht an einen James Bond im Smoking, der das Baccarat in einem schicken Casino in Monte Carlo spielt.
Das Spiel mit den italienischen und französischen Wurzeln ist leicht zu erlernen und erfreut sich auch deshalb noch Jahrhunderte nach seiner Einführung in den europäischen Casinos großer Beliebtheit. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die spannende Geschichte des Baccarats.
Inhaltsverzeichnis
1 - So spielt man Baccarat
Während das Klischee von Baccarat (in einigen Teilen der Welt auch als Punto Banco bekannt) als ein Spiel nur für die Oberschicht der Gesellschaft sicherlich für einige bestehen bleibt, erfordert das Spiel keinen Uni-Abschluss und auch keine fortgeschrittene Strategie. Es gibt einige Grundlagen, die Sie kennen müssen und schon können Sie loslegen.
Baccarat gibt es mittlerweile nicht nur in den High-Roller-Bereichen der Casinos. Mit "Mini-Bac" ist eine leicht abgewandelte Version des Spiels ebenfalls mit niedrigen Einsätzen spielbar. Aber nicht nur im Live Casino wird Baccarat gespielt, sondern auch online, wo die Einsätze meist deutlich geringer als im Live-Spiel sind. Nachfolgend geben wir Ihnen einen Überblick über die Grundlagen des klassischen Baccarat und der Mini-Baccarat-Variante.
Baccarat ist eines der ältesten Casinospiele überhaupt. Das liegt zum Teil an den simplen Regeln und dem niedrigen Hausvorteil. Hier sind einige wichtige Dinge, die Sie beim Spielen von Baccarat beachten sollten:
- Kartenwerte - Die Karten behalten ihre numerischen Werte, wobei eine 10 und die Bildkarten mit 0 bewertet werden. Asse zählen dagegen als 1.
- Spieler - Ein Spieler ist für eine Hand verantwortlich und kann auf diese wetten.
- Bankier - Dies ist die Hand, die an das Haus ausgeteilt wird. Auch auf diese können die Spieler setzen.
- Unentschieden - Die Spieler können ebenfalls darauf wetten, dass das die Gesamtsumme der Hand des Spielers und des Bankiers gleich sein wird.
Ein Baccarat-Spiel beginnt damit, dass alle Spieler auf den Spieler, den Bankier oder ein Unentschieden wetten. Der Dealer teilt dann zwei Karten für den Spieler und zwei Karten für den Bankier aus. Das Ziel ist es, so nah wie möglich an eine Gesamtsumme von 9 heranzukommen. Jede Hand mit zwei Karten, die eine Gesamtsumme von 9 erreicht, wird als Natural oder Naturel bezeichnet. Ein Beispiel: 10-9 wäre eine Natural 9, da die 10 als 0 gewertet wird und die 9 für die höchstmögliche Gesamtsumme sorgt.
Eine Hand kann nicht mehr als eine Gesamtsumme von 9 ergeben. Sollte ein Spieler über diese Gesamtsumme kommen, werden 10 von dieser Hand abgezogen. Wenn ein Spieler zum Beispiel zwei 8er ausgeteilt bekommt und eigentlich eine Gesamtsumme von 16 hat, werden 10 von dieser Hand abgezogen. Diese Hand hat somit eine Gesamtsumme von 6.
Eine Natural 9 sorgt für einen garantierten Gewinn und die nächstbeste Hand ist eine 8 (auch Natural oder Naturel genannt). Wenn keine der beiden Hände eine Summe von 8 oder 9 ergeben, kann eine dritte Karte gezogen werden, die ausschließlich auf vorher festgelegten Baccarat Regeln basiert. Es gibt keine Entscheidung zu treffen. Diese Regeln bestimmen, was als Nächstes passiert und ob es eine dritte Karte gegeben wird:
- Der Spieler muss mit einer Summe von 6 oder 7 stehen bleiben.
- Bleibt der Spieler stehen, muss der Bankier eine Summe von 5 oder weniger erreichen.
- Wenn der Spieler eine Summe von 5 oder weniger hat, darf er eine weitere Karte ziehen.
Wenn der Spieler eine dritte Karte erhält, zieht der Bankier ebenfalls eine dritte Karte, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:
- Der Bankier hat eine Gesamtsumme von 0, 1 oder 2 - zieht immer eine dritte Karte.
- Der Bankier hat eine Gesamtsumme von 3 und zieht, wenn die dritte Karte des Spielers für eine Summe von 1 bis 10 sorgt (ausgenommen der 8).
- Der Bankier hat eine Gesamtsumme von 4 und zieht, wenn die dritte Karte des Spielers für eine Summe von 2 bis 7 sorgt.
- Der Bankier hat eine Gesamtsumme von 5 und zieht, wenn die dritte Karte des Spielers für eine Summe von 4 bis 7 sorgt.
- Der Bankier hat eine Gesamtsumme von 6 und zieht, wenn die dritte Karte des Spielers eine 6 oder 7 ist.
- Der Bankier bleibt mit einer Gesamtsumme von 7 immer stehen.
Das ist eine ganze Menge, die man sich merken muss, aber in der Regel liegt am Tisch eine Tabelle aus, an der sich die Spieler orientieren können. Auch der Dealer kennt die Regeln und kann alle Fragen diesbezüglich beantworten.
Viele Casinos bieten ebenfalls eine Mini-Baccarat-Version an. Hier sind die Gewinnchancen in der Regel geringer und der Tisch ist kleiner. Bei der Mini-Version werden alle Karten einfach offen ausgeteilt, ohne dass die Spieler die Karten überhaupt berühren.
2 - Die Ursprünge von Baccarat
Wie viele der beliebten Casinospiele, die Spieler heute in einem Casino finden, stammt Baccarat vermutlich aus Italien und Frankreich. Von 1650 bis 1800 florierte das Glücksspiel in Frankreich und in weiten Teilen Europas - die Geburtsstunde der modernen Casinos und Spiele von heute. Für ein so einfaches Spiel ist Baccarat seit seiner Einführung im 15. Jahrhundert unglaublich populär geblieben.
Es wird angenommen, dass französische Soldaten das Spiel nach Frankreich brachten, nachdem sie während der Herrschaft von Karl VIII. aus den Italienischen Kriegen zurückgekehrt waren. Der allgemeine Konsens ist, dass das Spiel 1490 erstmals in Frankreich gespielt wurde. In Italien war das Spiel unter dem Namen Baccara bekannt und erfreute sich später unter Ludwig XIV. (1643-1715) großer Beliebtheit.
"Es wurde zu einem beliebten Spiel des Adels, war aber in der napoleonischen Zeit auch in illegalen Glücksspielstätten zu finden", schreibt der Autor David Schwartz in Roll the Bones: Die Geschichte des Glücksspiels.
Während andere Spiele in der Zwischenzeit immer populärer wurden, geriet Baccarat mehr und mehr in den Hintergrund. Mit dem Verbot des öffentlichen Glücksspiels in Frankreich im Jahr 1837 verschwand das Spiel fast komplett von der Bildfläche.
Etwa ein halbes Jahrzehnt lang wurde das Spiel hauptsächlich in privaten Runden gespielt. Doch mit der Wiedergeburt der Casinos kehrten die Spieler bald wieder an die Tische zurück und setzten entweder auf den Spieler oder den Bankier.
3 - Baccarat im 20. Jahrhundert
Als die französischen Glücksspielgesetze Anfang des 20. Jahrhunderts gelockert wurden, erlebte das Spiel in den Casinos an der Côte d'Azur eine regelrechte Renaissance. Das Spiel war weiterhin ein echter Magnet für die Oberschicht und trug auch dazu bei, die Gewinne der traditionelleren Casinos wie in Monaco zu erhöhen.
Damals waren in den französischen Casinos noch nicht alle Casinospiele zugelassen. Baccarat und eine einzigartige Geschäftsstrategie verhalfen Frankreich jedoch zu einer Wiedergeburt der Casinoindustrie des Landes.
"Mit der Popularität von Baccarat begannen die Casinos in Cannes, Antibes, Juan-les-Pines, Deauville und Nizza, Monte Carlo immer bekannter zu werden", schreibt Schwartz in seinem Buch. "Da sie nicht über die Action des lukrativen Roulettespiels verfügten, wählten sie eine ausgewogeneren Geschäftsstrategie. Anstatt Unterhaltung und Gastronomie als Verlustbringer zu nutzen, wie es die Rheinkurorte und Monte Carlo taten, erzielten sie damit riesige Gewinne. Kritiker ärgerten sich über die hohen Preise für Getränke, Zigaretten und Abendessen, bezahlten sie aber, bevor sie beim chemin de fer (einer frühen Version des Baccarat) enorme Summen am Tisch ließen. Dennoch zahlten sie - und spielten - und die Casinos an der Riviera konnten es bald mit Monte Carlo aufnehmen.
Während dieser Zeit wurde Baccarat auch in anderen Ländern zu einem Spielermagnet. Es wird vermutet, dass König Edward VII. das Spiel in Großbritannien einführte und es 1911 erstmals in die USA gelangte, wo es hauptsächlich in New Yorker Untergrund-Casinos gespielt wurde. Auch bei amerikanischen Spielern stieß Chemin de fer auf reges Interesse.
"Chemin de fer wurde (in den USA) erstmals 1920, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, in den Häusern wohlhabender Amerikaner gespielt, die in Palm Beach, Florida, Urlaub machten", heißt es in Scarne's New Complete Guide to Gambling.
Die Popularität des Spiels war jedoch nicht von langer Dauer, und Baccarat erlangte erst in den 1950er-Jahren in Nevada wieder ernsthafte Bedeutung für amerikanische Spieler. Die Geburt des Glücksspiels in der Sin City brachte Spieler aus der ganzen Welt in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, und die Bankier-gegen-Spieler-Aktion gefiel vielen dieser gut betuchten Glücksspielliebhaber.
Der legendäre Sänger und Miteigentümer des Sands Casino, Frank Sinatra, war sogar dafür bekannt, dass er gelegentlich an den Baccarat-Tischen Platz nahm und die „Palette“ für sich beanspruchte. Dabei handelt es sich um ein flaches, hölzernes, paddelähnliches Gerät, mit dem man die Karten auf dem Tisch einsammelt.
Als Kuba aufgrund der vielen amerikanischen Touristen floriert, konnte Baccarat in den 1940er- und 50er-Jahren auch in den Casinos auf der Insel gespielt werden. Baccarat wurde sogar zum Lieblingsspiel des Superspions James Bond, der das Spiel in zahlreichen Filmen der 1960er-, 70er- und 80er-Jahre spielte.
4 - Modernes Baccarat und Kontroverse
Die meisten modernen Casinos bieten irgendeine Form von Baccarat an und verfügen mittlerweile über Spiele, die ein breiteres Spektrum von Spielern ansprechen.
Während das traditionelle Baccarat mit höheren Einsätzen in den High-Roller-Bereichen zu finden ist, findet man das Mini-Baccarat im Hauptbereich der meisten Casinos. Das Spiel ist nach wie vor sehr beliebt und lockt auch mehr als fünf Jahrhunderte nach seinem Debüt in Europa immer noch Glücksspielliebhaber an, die auf den Spieler oder den Bankier setzen.
In den letzten Jahren sorgte das Spiel für Schlagzeilen, weil einer der besten Pokerspieler aller Zeiten in eine interessante Geschichte verwickelt war. Die Pokerlegende Phil Ivey gewann in einer Form des Spiels namens Punto Banco Millionen. Ihm wurde jedoch vorgeworfen, Edge Sorting betrieben zu haben.
Beim Edge Sorting geht es darum, winzige Unregelmäßigkeiten auf den Rückseiten der Karten zu finden, die dem Spieler langfristig einen statistischen Vorteil gegenüber dem Haus verschaffen. In Bezug auf den Ivey-Vorfall stellte die New York Times fest, dass diese Unregelmäßigkeiten "eine Folge des Herstellungsprozesses sind. Dadurch werden die Karten oben und unten unterschiedlich abgeschnitten, was zu ungleichmäßigen Rändern von 0,8 mm oder weniger führt."
Es folgte ein Gerichtsprozess für Ivey und seine Mitstreiterin, den sie am Ende verloren und einen Großteil ihres Gewinnes zurückzahlen mussten. Der Hype um dieses historische Spiel sorgte einige Jahre lang für Schlagzeilen und lockte vielleicht sogar noch mehr Spieler an die Tische.
Auch online lässt sich die Action an den Baccarat-Tischen erleben. Dazu gehört die Möglichkeit, mit verschiedenen Einsätzen zu spielen, die es in einem traditionellen Casino nicht gibt.
Wer sich also ein bisschen wie James Bond fühlen oder einfach mal etwas Neues ausprobieren möchte, sollte diesem Spiel eine Chance geben.